Lungenarterienembolie
Was ist eine Lungenembolie?
Die akute Lungenarterienembolie (LAE) ist die dritthäufigste kardiovaskuläre Erkrankung und ist eine potenziell lebensbedrohliche Erkrankung. Dabei kommt es zu einer Verstopfung der Lungengefäße durch ein Blutgerinnsel, dass sich meist aus den Beinvenen ablöst. In Europa sind schätzungsweise bis zu 370.000 Todesfälle jährlich mit einer akuten Lungenarterienembolie assoziiert. Das Risiko an einer Lungenarterienembolie zu erkranken, steigt mit zunehmendem Alter deutlich an und erhöht die Inzidenz bei über 70-Jährigen auf über 500 pro 100 000 Einwohner. Der aktuelle demographische Wandel und die somit ältere Bevölkerung wird einen weiteren Anstieg dieser Erkrankung in Deutschland zur Folge haben.Zu der Lungenarterienembolie kann es kommen, wenn sich ein Blutgerinnsel vom Entstehungsort (meist aus den tiefen Becken- und Beinvenen) löst und über den Kreislauf in die Lunge weitertransportiert wird. Ein Blutgerinnsel kann sich bilden und zu einer Thrombose führen, wenn das Blut zu langsam fließt, die Blutgerinnung gestört ist oder eine Gefäßwand verletzt wird.
Mögliche Ursachen dafür sind:
- Immobilisation oder eine längere Bettruhe, zum Beispiel bei einer langen Flugreise, im Rahmen eines Infektes oder nach einem Bruch oder einer Verletzung
- Blutgerinnungsstörungen: Angeborene Erkrankungen können dazu führen, dass das Blut eher gerinnt (z.B. Antiphospholipid-Syndrom, Protein C- od. S-Mangel, Faktor-V-Leiden-Mutation u.a.)
- Aktive Tumorerkrankungen
Wie wird eine Lungenarterienembolie behandelt?
Der zentrale Therapieansatz bei Patientinnen und Patienten mit Lungenarterienembolie ist der Beginn einer Blutverdünnung (Antikoagulation), um eine weitere Embolisation zu verhindern. Beispiele für blutverdünnende Medikamente sind die neuen oralen Antikoagulanzien wie Apixaban oder Rivaroxaban. Der Großteil der PatientInnen können dadurch ambulant behandelt werden.
Interventionelle Behandlung der Lungenarterienembolie:
Die Anwendung von katheterbasierten interventionellen Verfahren kommt bei Patientinnen und Patienten mit einem intermediär hohen Risiko für kardiovaskulären Tod zum Einsatz. Das sind Personen, die durch die Lungenarterienembolie eine Rechtsherzbelastung und eine Erhöhung der kardialen Marker (z.B. Troponin) zeigen. Auch bei hämodynamisch instabilen Patientinnen und Patienten und gleichzeitiger Kontraindikation für eine systemische Lyse stellt die interventionelle Behandlung eine Behandlungsoption dar. Aktuell stehen an unserer Abteilung als katheterbasierte Verfahren die lokale Lyse (EkoSonic™ Endovascular-System) und die Thrombusaspiration (FlowTriever von Inari Medical) zur interventionellen Behandlung der Lungenarterienembolie zur Verfügung.
Lokale utraschallgestütze Lyse von Blutgerinnsel in den Lungenarterien:
Zum lokalen Auflösen von Blutgerinnseln in den Lungenarterien kommt das EkoSonic™ Endovascular-System zum Einsatz. Dieser spezielle Lysekatheter wird über die Leistenvenen eingeführt und verbleibt bis zur Beendigung der Prozedur im betroffenen Lungengefäß, in dem das Blutgerinnsel sitzt. Dabei wird die Ultraschallenergie des Katheters genutzt, um das Thrombusmaterial „aufzubrechen“ und somit eine bessere Diffusion und beschleunigte Wirkung des lokalen Lyse-Medikaments zu erreichen. Dadurch ergibt sich eine deutlich größere Angriffsfläche für die Lyse im Thrombus.
Mechanische Thrombusaspiration in den Lungenarterien:
Patientinnen und Patienten nach einer größeren OP und mit erhöhtem Risiko für Thrombosen – bspw. bei gleichzeitig bestehenden Tumorerkrankungen oder Gerinnungsstörungen – sind besonders häufig von einer Lungenarterienembolie betroffen. Eine systemische oder lokale Lyse ist bei einem hohen Nachblutungsrisiko, wie nach Operation oft kontraindiziert. Dies ist nach großen Bauch-OPs oder neurochirurgischen Eingriffen der Fall. Dabei kann eine Art „Mini-Staubsauger“ zur Anwendung kommen. Bei diesem System wird ein flexibler Aspirationskatheter (Absaugkatheter) in örtlicher Betäubung über die Leistenvene in die betroffene Lungenarterie vorgeschoben und das Blutgerinnsel entfernt. Dadurch kann auf eine Lyse (lokal oder systemisch) verzichtet werden. Dies führt zu einer deutlichen Senkung des Blutungsrisikos und zu mehr Sicherheit in dieser besonderen Patientengruppen. Die Thrombaspiration stellt zudem eine Alternative zur offenen chirurgischen Thrombektomie dar.