Invasive Kardiologie

Sehr geehrte Patientinnen und Patienten,
Sehr geehrte Kolleginnen und Kollegen,

hiermit dürfen wir Ihnen den Schwerpunkt interventionelle Kardiologie am TUM Klinikum Rechts der Isar vorstellen. In unseren drei Herzkatheterlaboren bieten wir unseren Patienten seit vielen Jahren alle gängigen interventionellen Verfahren der Versorgung von Herzkranzgefäßen, aber auch Behandlungen von strukturellen Herzerkrankungen (z.B. von Herzklappenerkrankungen, Septumdefekten, oder Herzohrverschlüsse) an.

 

Hierzu gehören u.a.:

  • Koronarstents
  • Behandlung chronischer Koronararterienverschlüsse (CTO, chronic total occlusion)
  • Medikamentenbeschichtete Stents und Ballons
  • Intervention unter Kreislaufunterstützungssystemen bei Risikopatienten
  • Herzklappeninterventionen (z.B. Clip bei Mitralklappen- oder Trikuspidalklappeninsuffizienz, Ballonvalvuloplastie, transarterieller Herzklappenersatz in Zusammenarbeit mit DHZ)
  • Verschluss von Vorhofseptumdefekten, Ventrikelseptumdefekten und persisitierendem Foramen ovale
  • Vorhofohrverschluss

Für eine optimale Notfallbehandlung unserer Patienten stehen zudem ein 24-Stunden-Rufdienst und eine zertifizierte Chest-Pain-Unit zur Verfügung.

Sollten Sie zu einzelnen Untersuchungen weitere Fragen haben oder ein persönliches Informationsgespräch wünschen, um eine Routine-Kontrolluntersuchung durchführen zu lassen bzw. herauszufinden, ob Sie für eine bestimmte Therapie geeignet sind, so nehmen Sie jederzeit Kontakt mit uns auf.

Wir freuen uns auf Ihren Besuch.

Leistungen

Das Aufgabengebiet der interventionellen Kardiologie umfasst Eingriffe am Herzen, welche mittels minimal-invasiver Kathetertechnik über einen arteriellen oder venösen Gefäßzugang erfolgen. Meist können diese Eingriffe in örtlicher Betäubung ohne Vollnarkose durchgeführt werden.

In der Klinik und Poliklinik für Innere Medizin I des Klinikums rechts der Isar werden seit vielen Jahren sämtliche Verfahren der Koronarintervention (Behandlung von Herzkranzgefäßerkrankungen) auf den aktuellen medizinischen und wissenschaftlichen Stand angewandt.

Herzkatheteruntersuchung diagnostisch

Das Aufgabengebiet der interventionellen Kardiologie umfasst Eingriffe am Herzen, welche mittels minimal-invasiver Kathetertechnik über einen arteriellen oder venösen Gefäßzugang erfolgen.

Die Herzkatheteruntersuchung ist eine minimal-invasive medizinische Untersuchung des Herzens. Die diagnostische Koronarangiographie bezeichnet eine spezielle Röntgenuntersuchung, bei der die Herzkranzgefäße (Koronarien) durch Kontrastmittelgabe unter gleichzeitiger Röntgendurchleuchtung abgebildet werden. Hierbei liegt das Hauptaugenmerk auf der Diagnose von Verengungen (Stenosen) der Koronarien (sog. koronare Herzerkrankung). Über einen minimal-invasiven Gefäßzugang am Handgelenk oder im Bereich der Leiste werden die Katheter zu den Koronargefäßen vorgeführt und das Kontrastmittel injiziert. Dadurch kann die Blutversorgung des Herzens aus unterschiedlichen Perspektiven beurteilt werden. Zugleich können Druckverhältnisse im rechten oder linken Herzen sowie in der Lungenstrombahn beurteilt werden und das Ausmaß einer Herzschwäche oder eines Herzklappenfehlers beurteilt werden. Nach Beendigung der Untersuchung wird der Zugang wieder aus dem Gefäß entfernt. Es erfolgt eine Druckverbandanlage für wenige Stunden nach der Untersuchung, um eine Nachblutung zu vermeiden. In der Regel beträgt die Untersuchungszeit 10 bis 15 Minuten und ist bis auf den anfänglichen kleinen Betäubungseinstich schmerzfrei.

Interventionen am Herzkranzgefäß

Werden bei der diagnostischen Herzkatheteruntersuchung Verengungen (Stenosen) oder Verschlüsse von Herzkranzgefäßen festgestellt, kann in der gleichen Sitzung die notwendige Behandlung unmittelbar erfolgen. Hierbei wird über den liegenden Herzkatheter ein dünner Draht über die Verengung oder den Verschluss vorgeschoben, über den Ballons oder Gefäßstützen (Stents) an Ort und Stelle gebracht werden können. In aller Regel erfolgt zunächst eine Aufdehnung der Stenose mit einem Ballon. Im Anschluss können Stents gesetzt werden.

Rechte Koronararterie vor und nach Intervention

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Rechte Koronararterie vor und nach Intervention
Der akute Herzinfarkt

Herz-Kreislauf-Erkrankungen zählen weltweit zu den häufigsten Todesursachen. Eine zentrale Rolle hierbei spielt der Herzinfarkt (Myokardinfarkt), der bei etwa 50 Prozent der Patienten erstmalig überhaupt zur Diagnosestellung einer koronaren Herzerkrankung führt.

Im akuten Herzinfarkt kommt es durch die Verstopfung eines Herzkranzgefäßes mit einem Blutgerinnsel (Thrombus) zur akuten Unterbrechung der Blutversorgung bestimmter Herzmuskelbereiche (Infarktgebiet).  Hierdurch kommt es bei längerem Bestehen unweigerlich zu einem Absterben von Herzmuskelzellen, das zu einer Einschränkung der Herzpumpleistung (Herzinsuffizienz) führt. Gerade im akuten Myokardinfarkt ist die rasche Herzkatheteruntersuchung von größter Bedeutung, da hiermit die Ursache des Infarkts beseitigt und die Herzschädigung minimiert wird.  Dies geschieht dadurch, dass das betroffene Gefäß mittels Ballondilatation und dem Einsetzen einer Gefäßstütze (Stent) behandelt wird, und der Blutfluß in das Infarktgebiet wiederhergestellt wird.

Im akuten Infarkt zählt jede Minute, so dass sich ein Herzteam 24 Stunden am Tag und sieben Tage die Woche in Rufbereitschaft befindet, um eine schnelle und effiziente Versorgung von Patienten mit akutem Herzinfarkt zu gewährleisten.

Akuter Herzinfarkt (ST-Hebungsinfarkt), Rechte Koronararterie vor und nach Intervention

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Akuter Herzinfarkt (ST-Hebungsinfarkt), Rechte Koronararterie vor und nach Intervention
Chronic total occlusion (CTO) – Therapieoption

Der chronische Verschluss einer Herzkranzarterie (Koronararterie) ist definiert als ein totaler Verschluss, welcher für die Dauer von mindestens drei Monaten besteht. Bei bis zu 30 Prozent aller Patienten, welche zu einer Koronarangiographie überwiesen werden, kann ein solcher Verschluss festgestellt werden. Meist bestehen körpereigene Umgehungskreisläufe (Kollateralen), wodurch das verschlossene Gefäß umgangen und so die Blutversorgung (Perfusion) sichergestellt wird. Diese Minimalperfusion ist jedoch in der Regel nur für den Ruhezustand des Patienten ausreichend und der Patient kann unter körperlicher Anstrengung Angina pectoris oder Atemnot bekommen. Studien belegen bei Nachweis von vitalem Herzgewebe den positiven Nutzen einer Wiedereröffnung eines chronischen Verschlusses. Prinzipiell kommen ein operatives Verfahren (Bypass-Operation) sowie ein kathetergestütztes Verfahren (Ballondiltation und Stentimplantation) in Betracht. Wichtig im Hinblick auf die Entscheidung zur Therapie sind das Beschwerdebild des Patienten und ein Nachweis von noch lebendem Herzmuskelgewebe (Myokard) im versorgten Gebiet der verschlossenen Herzkranzarterie.

Linkskoronarer Hauptstamm

Der linkskoronare Hauptstamm versorgt das gesamte linke Koronarsystem mit Blut und ist deswegen von besonderer Bedeutung. In den letzten Jahren hat sich in mehreren großen Studien eine Ballondilatation und die Stentversorgung des linkskoronaren Hauptstamms als sicher und effektiv gezeigt. Im Klinikum rechts der Isar werden seit vielen Jahren Hauptstamminterventionen erfolgreich durchgeführt. Die Alternative der operativen Bypassversorgung der Herzkranzarterien wird im Einzelfall in mehrfach wöchentlich stattfindenden Herzkonferenzen sorgfältig abgewogen.

Transkatheter-Aortenklappen-Implantation (TAVI)

Die Transkatheter-Aortenklappen-Implantation ist ein neuartiges Verfahren zur Behandlung hochgradiger Aortenklappenstenosen, welches sich in den letzten Jahren in der Praxis etabliert hat. Hierbei handelt es sich um eine alternative Behandlungsoption für Patienten, welche aufgrund von Begleiterkrankungen oder hohen Alters nicht für eine konventionelle Operation unter Einsatz einer Herz-Lungen-Maschine in Frage kommen. Am schlagenden Herzen wird die verengte Aortenklappe zunächst mit einem Ballon-Katheter aufgedehnt (Ballonvalvuloplastie).

Das gemeinsame Team der interventionellen Kardiologen und Anästhesisten unserer Klinik sowie der Herzchirurgen des Deutschen Herzzentrum München besucht die Patienten vor einem geplanten Aortenklappeneingriff. Dabei wird nach derzeitigen Leitlinien abgewogen, ob eine konventionelle Operation oder ein kathetergestütztes Klappenverfahren die bessere Versorgung des Patienten verspricht. Bisherige Studien zeigen, dass die TAVI für Patienten, welche die Kriterien zum minimal-invasiven Aortenklappenersatz erfüllen, eine gute Therapieoption darstellt.

Vorhofohrverschluss – Technologie zur Schlaganfallprävention

Bei Patienten mit bestimmten Herzrhythmusstörungen, wie z.B. Vorhofflimmern, ist das Schlaganfallrisiko im Vergleich zur Normalbevölkerung deutlich erhöht. Dies ist durch ein unzureichendes Zusammenziehen (Kontraktion) des linken Vorhofs bedingt, wodurch sich hier Blutgerinnsel bilden können. Die Mehrheit der Blutgerinnsel sind bei diesen Patienten im linken Vorhofohr anzutreffen (ca. 90 Prozent). In den letzten Jahren wurden operative und interventionelle Verfahren entwickelt (u.a. Watchman™; Amplatzer™ Cardiac plug), um das linke Vorhofohr als Emboliequelle auszuschalten. Hierbei wird über einen venösen Zugang im Bereich der Leiste das selbstexpandierende System über das Vorhofseptum in das linke Vorhofohr eingebracht und dort verankert. Sobald das Schirmchen sich vom Katheter löst, spannt es sich auf und verschließt somit das Vorhofohr. Durch Ausschalten des linken Vorhofohrs als Emboliequelle konnte in großen Studien eine Verringerung des Schlaganfallrisikos gezeigt werden und einem Großteil der Patienten kann eine Blutverdünnung erspart werden.

Langsames Entfalten des Schirmes im linken Vorhofohr

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Langsames Entfalten des Schirmes im linken Vorhofohr
Mitra Clip®-Verfahren

Die Undichtigkeit der Mitralklappe (Mitralklappeninsuffizienz) ist der zweithäufigste erworbene Klappenfehler, der sowohl mit einer erheblichen Abnahme der alltäglichen Belastbarkeit meist aufgrund von Luftnot als auch mit einer Einschränkung der Lebenserwartung einhergeht. Mitralklappen trennen den Blutfluß von linkem Vorhof und linker Hauptkammer. Diese Klappe wird bei Degeneration, aber auch bei ausgeprägter Herzschwäche, undicht (insuffizient). Dadurch strömt Blut in den linken Vorhof zurück und verursacht Atemnot, verminderte Belastbarkeit und gegebenenfalls Vorhofflimmern. Die Verminderung des Lecks zwischen Ventrikel und Vorhof wird durch eine operative herzchirurgische Rekonstruktion oder minimal-invasive kathetergestützte Reparatur (Mitral-Clipping) korrigiert. Ein Herzteam aus interventionellen Kardiologen, Anästhesisten und Herzchirurgen besucht die Patienten und wählt mit dem Patienten den optimalen Behandlungsweg aus.
 
In den letzten Jahren hat sich das MitraClip®-Verfahren bei Patienten mit Einschränkungen der Operabilität etabliert, um die Symptome der Mitralinsuffizienz wirksam zu lindern. In einer US-amerikanischen klinischen Studie zeigte sich, dass das MitraClip®-Verfahren in dem untersuchten Kollektiv klinische Verbesserungen im gleichen Maße brachte wie eine offene Herzoperation (Everest II, Feldman-T et al., New England Journal of Medicine 2011) und gegenüber medikamentöser Therapie die Sterblichkeit verringerte (Stone-G et al., New England Journal of Medicine 2018).

Um den Erfolg der Behandlung zu überprüfen, sind regelmäßige Nachuntersuchungen ambulant erforderlich.

Patienten, die für einen solchen Eingriff infrage kommen, können sich in unserer Ambulanz für strukturelle Herzerkrankungen (Telefon +49 89 4140 2650) mit vorhandenen Unterlagen anmelden.

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Mitral-Clipping Verfahren
Strukturelle Herzerkrankungen und Herzklappentherapie

Seit vielen Jahren kümmert sich unser Team erfolgreich und mit großem Einsatz um Patienten mit strukturellen Herzerkrankungen. Hierzu gehören Patienten mit einer Problematik an den Herzklappen oder struktureller Defekte am Herzen. Wir bieten alle gängigen Verfahren der interventionellen Klappentherapie im Bereich der Mitralklappe, der Trikuspidalklappe und der Aortenklappe an. Hierzu gehören u.a. die Mitralklappenraffung (MitraClip™) bei Klappenundichtigkeit und die Ballonaufdehnung (Valvuloplastie) bei Engstellen im Bereich der Klappen. Ebenso führen wir seit vielen Jahren erfolgreich Verschlusssysteme bei persistierendem Foramen ovale, Vorhof- und Ventrikelseptumdefekten durch.
Unser Programm zur Aortenklappenimplantation (TAVI) wird seit vielen Jahren in Kooperation mit der Herzchirurgie am Deutschen Herzzentrum München durchgeführt. Alle Patienten werden im Herzteam besprochen.

Ein Termin kann unter +49 89 4140 2650 vereinbart werden. In Notfällen wenden Sie sich an unsere Zentrale Notaufnahme oder die Chest-Pain Unit.

Zertifizierung Chest Pain Unit

Seit vielen Jahren ist unsere Arbeit am Patienten mit akutem Thoraxschmerz von der Deutschen Gesellschaft für Kardiologie als Chest Pain Unit zertifiziert.

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Logo Chest pain unit
Schwere Herzinsuffizienz

Eine schwere Herzschwäche kann sich aufgrund verschiedener Ursachen entwickeln. Neben der Durchblutungsstörung am Herzen auf dem Boden einer koronaren Herzerkrankung, gibt es auch eine Reihe an anderen angeborenen oder erworbenen Erkrankungen. Wir bieten Ihnen an unserem Zentrum eine breite Expertise der schweren Herzschwäche.
Die Diagnostik kann ambulant oder stationär mittels modernster bildgebender Verfahren eingeleitet werden. Daneben gibt es breite Überschneidungspunkte mit unserem Zentrum für seltene Erkrankungen. Neben der klassischen medikamentösen Therapie bieten wir alle interventionellen Therapieverfahren an.

Neben der Überprüfung weiterer interventioneller Optionen bei Durchblutungsstörungen des Herzens oder Vitien, bestehen die Optionen von der prophylaktischen Implantation eines Defibrillators über die Ablation von Vorhofflimmern bis hin zur kardialen Resynchronisation am Klinikum rechts der Isar.

In enger Kooperation mit den Kollegen der herzchirurgischen Klinik am deutschen Herzzentrum München bieten wir Ihnen die ausführliche Abklärung der Option eines implantierbaren kardialen Unterstützungssystems an.


Kontakt zur Herzinsuffizienz-Ambulanz
Patienten-Telefon +49 89 4140 2650