Rhythmologie
Die Abteilung für Rhythmologie bietet das gesamte Spektrum der invasiven und nicht-invasiven Rhythmologie am Klinikum rechts der Isar an.
Das individuell beste Therapie-Konzept für jeden einzelnen Patienten steht bei uns klar im Vordergrund. Im Rahmen eines Besuches in einer unserer Spezialambulanzen legen wir dieses Konzept mit dem Patienten gemeinsam fest und planen die nächsten nicht-invasiven oder invasiven Therapie-Schritte.
Invasive Elektrophysiologie
Die Abteilung für Elektrophysiologie bietet sowohl eine diagnostische elektrophysiologische Untersuchung bei bradykarden und tachykarden Herzrhythmusstörungen an als auch die Ablationsbehandlung der unten aufgeführten Rhythmusstörungen. Die elektrophysiologische Untersuchung und Behandlung erfolgt in einem speziell für die Elektrophysiologie ausgerüstetem Katheterlabor. Für die Behandlung von komplexen Herzrhythmusstörungen, wie z.B. Vorhofflimmern, steht ein dreidimensionales Mapping-System zur Verfügung. Die Behandlung und Nachbetreuung erfolgt durch das Expertenteam der Elektrophysiologie.
Des Weiteren werden in der Abteilung für Elektrophysiologie auch elektrische Kardioversionen in Kurznarkose bei Vorhofflimmern und -flattern durchgeführt.
Eine elektrophysiologische Untersuchung wird bei Patienten mit Herzrhythmusstörungen oder rezidivierenden Synkopen (plötzlicher Bewusstseinsverlust) zur Aufklärung des Mechanismus dieser Erkrankungen durchgeführt. Hierfür werden über die Leistenvene spezielle Katheter ins Herz eingebracht und die Erregungsbildung und -ausbreitung im Herzen anhand der elektrischen Signale untersucht.
Bei Herzrhythmusstörungen können diese durch spezielle Stimulations-Manöver ausgelöst und dadurch genau charakterisiert und gegebenenfalls in der gleichen Sitzung durch eine Katheterablation behandelt werden.
Exemplarisch werden ausgewählte Themen aus unserem Leistungsspektrum vorgestellt.
Beim Vorhofflimmern besteht eine sehr schnelle und unregelmäßige Erregung der Herzvorhöfe, die ohne Behandlung ebenfalls schnell und unregelmäßig auf die Herzkammern übergeleitet wird. Dies macht sich als schneller, unregelmäßiger Puls oder unangenehmes Herzklopfen bemerkbar. Neben diesen unangenehmen Symptomen kann durch den schnellen Herzschlag die Leistungsfähigkeit deutlich beeinträchtigt sein. Bestehen hohe Herzfrequenzen über einen längeren Zeitraum, kann es zu einer Schädigung des Herzmuskels und langfristig zur Ausbildung einer Herzmuskelschwäche kommen. Des Weiteren ist durch die schnelle und unregelmäßige Erregung kein geordneter Pumpvorgang der Herzvorhöfe mehr möglich, was in einem Teil des Herzvorhofs, dem sogenannten Vorhofohr, zu einem Sistieren des Blutflusses und zur Bildung von Blutgerinnseln führen kann. Falls sich diese aus dem Vorhofohr lösen, kann es zu einem akuten Arterienverschluss (Embolie) oder einem Schlaganfall kommen.
Die Ziele der Behandlung von Vorhofflimmern bestehen zum einen darin, die Symptome des Vorhofflimmerns zu beseitigen, d.h. Beschwerdefreiheit für den Patienten zu erlangen. Zum anderen im Schutz vor Komplikationen, wie dem Entstehen einer Herzmuskelschwäche oder dem Auftreten einer Embolie oder eines Schlaganfalles.
Hierfür stehen verschiedene Therapieoptionen zur Verfügung:
Medikamentöse Therapie
Zur Kontrolle der Herzfrequenz werden Medikamente (z.B. Betablocker) eingesetzt, die die Erregungsüberleitung vom Vorhof in die Herzkammer bremsen und somit dem schnellen Herzschlag und dessen schädlichen Folgen vorbeugen. Zusätzlich erfolgt eine Blutverdünnungstherapie (z.B. mit Marcumar oder neueren Antikoagulantien), um einer Gerinnselbildung im Vorhof vorzubeugen. Falls eine Blutverdünnungstherapie aufgrund eines erhöhten Blutungsrisikos nicht möglich ist, kann auch ein interventioneller Verschluss des Vorhofohrs (siehe "Vorhofohrverschluss – Technologie zur Schlaganfallprävention") zur Verhinderung eines Schlaganfalles oder einer arteriellen Embolie erwogen werden.
Führt die medikamentöse Therapie zu keiner Beschwerdefreiheit bei Vorhofflimmern, werden Versuche unternommen, den normalen Herzrhythmus (Sinusrhythmus) wiederherzustellen und aufrechtzuerhalten. Dies kann durch spezielle Medikamente, sogenannte Antiarrhythmika, erfolgen. Da diese Medikamente jedoch nicht für jeden Patienten geeignet sind, ist vorher eine eingehende Untersuchung und eine ausführliche Beratung notwendig.
Elektrische Kardioversion von Vorhofflimmern
Bei erstmalig aufgetretenem Vorhofflimmern oder nur seltenen Episoden von Vorhofflimmern mit unzureichender Symptomkontrolle unter medikamentöser Therapie besteht die Möglichkeit einer elektrischen Kardioversion. Durch diese Behandlung wird zwar wieder ein normaler Herzrhythmus erzielt, es kann jedoch im weiteren Verlauf zu einem erneuten Auftreten von Vorhofflimmern kommen.
Bei der elektrischen Kardioversion wird durch die Abgabe eines elektrischen Stromstoßes die Aktivität der Herzmuskelzellen synchronisiert und der Herzrhythmus wird wieder vom eigenen Schrittmacherzentrum des Herzens, dem Sinusknoten, übernommen. Die elektrische Kardioversion wird in Kurznarkose durchgeführt.
Ablationsbehandlung von Vorhofflimmern
Zur dauerhaften Behandlung von Vorhofflimmern besteht die Möglichkeit einer Ablationsbehandlung. Dabei wird mittels einer Katheterablation eine elektrische Isolation der Lungenvenen vom linken Vorhof durchgeführt (Pulmonalvenenisolation), da das Vorhofflimmern meist durch sogenannte Trigger aus den Lungenvenen initiiert wird. Ziel der Katheterablation von Vorhofflimmern ist die vollständige und langfristige Beseitigung der Rhythmusstörung. Bei manchen Patienten können hierfür jedoch zwei oder mehrere Katheterverödungen nötig sein. Die Erfolgsaussichten einer Katherablation hängen von verschiedenen Faktoren, wie z.B. der Vorhofgröße und begleitenden Herzerkrankungen ab. Daher sollte vor einer solchen Behandlung eine ausführliche Untersuchung und Beratung in der Rhythmusambulanz erfolgen.
Ablationsbehandlung bei Vorhofflimmern
AV-Knoten-Ablation bei Vorhofflimmern
In besonderen Fällen kann zur Behandlung von Vorhofflimmern mit schneller Überleitung auf die Herzkammern, das nicht auf eine medikamentöse Frequenzkontrolle anspricht, die Ablation des AV-Knotens erwogen werden. Beispielsweise bei Patienten, die bereits einen Herzschrittmacher haben oder bei denen die Indikation zur Implantation eines Herzschrittmachers gestellt wurde, kann durch Katheterverödung des AV-Knotens die Erregungsüberleitung von den Vorhöfen auf die Herzkammern unterbrochen werden. Somit wird die schnelle Überleitung der Vorhofaktionen bei Vorhofflimmern verhindert und die Erregung der Herzkammern erfolgt ausschließlich über den implantierten Herzschrittmacher.
Antikoagulation bei Vorhofflimmern
Nach Bewertung des individuellen Risikos für Schlaganfälle (CHADS-VASC-SCORE) erfolgt eine Blutverdünnungstherapie (z.B. mit Marcumar oder neueren Antikoagulantien), um einer Gerinnselbildung im Vorhof vorzubeugen. Falls eine Blutverdünnungstherapie aufgrund eines erhöhten Blutungsrisikos (HAS-BLED-SCORE) nicht möglich ist, kann auch ein interventioneller Verschluss des Vorhofohrs zur Verhinderung eines Schlaganfalles oder einer arteriellen Embolie erwogen werden.
Vorhofohrverschluss – Technologie zur Schlaganfallprävention
Bei Patienten mit bestimmten Herzrhythmusstörungen, wie z.B. Vorhofflimmern oder Vorhofflattern, ist das Schlaganfallrisiko im Vergleich zur Normalbevölkerung deutlich erhöht. Dies ist durch ein unzureichendes Zusammenziehen (Kontraktion) des linken Vorhofs bedingt, wodurch sich hier Blutgerinnsel bilden können. Die Mehrheit der Blutgerinnsel sind bei diesen Patienten im linken Vorhofohr anzutreffen (ca. 90 Prozent), welches bei jedem Menschen angelegt ist. Hierbei handelt es sich um eine beutelförmige Verlängerung der oberen linken Herzkammer. Das linke Herzohr besitzt ungefähr die Größe eines Daumens und hat eine enge Öffnung zum linken Vorhof. Werden die dort befindlichen Gerinnsel ausgeschwemmt, kann ein Schlaganfall die Folge sein. Die orale Antikoagulation mit (z.B. Marcumar oder neuen oralen Antikoagulanzien) ist der derzeitige Goldstandard in der Schlaganfallprophylaxe. Da jedoch gerade der hierbei gewünschte Effekt der Blutverdünnung (Antikoagulation) bei einigen Patienten zu unerwünschten Blutungen (z.B. Darmblutungen oder Gehirnblutungen) mit teils schwerwiegenden Folgen führen kann, ist eine Blutverdünnung nicht für jeden Patienten geeignet. In den letzten Jahren wurden operative und interventionelle Verfahren entwickelt, um das linke Vorhofohr als Emboliequelle auszuschalten. Hierbei wird über einen venösen Zugang im Bereich der Leiste das selbstexpandierende Vorhofohrverschluss-System mittels Punktion der Vorkammerscheidewand (transseptale Punktion) in das linke Vorhofohr eingebracht und dort verankert. Dort wird es nach der korrekten Positionierung, die über bildgebende Verfahren überprüft wird, freigesetzt. Sobald das Schirmchen sich vom Katheter löst, spannt es sich auf und verschließt somit das Vorhofohr. Durch Ausschalten des linken Vorhofohrs als Emboliequelle konnte in großen Studien eine Verringerung des Schlaganfallrisikos gezeigt werden und einem Großteil der Patienten kann eine Blutverdünnung erspart bzw. erheblich reduziert werden.
Vorhofohr-Verschluss-System: Watchman
Vorhofohr-Verschluss-System:
Amplatzer-Occluder
Typisches Vorhofflattern ist eine häufige Herzrhythmusstörung, die entweder als selbstlimitierende Episode von Herzrasen oder auch als anhaltende Herzrhythmusstörung mit erhöhter Herzfrequenz auftreten kann. Häufig kann die Diagnose bereits anhand des Ruhe-EKGs gestellt werden. Beim typischen Vorhofflattern kommt es, z.B. durch kleine Narbenareale im rechten Vorhof, zu einer Verzögerung der Erregungsausbreitung im rechten Vorhof und somit letztlich zu einer Erregung, die um die Trikuspidalklappe (die Herzklappe zwischen rechtem Vorhof und rechter Herzkammer) kreist. Diese kreisende Erregung im Vorhof führt meist zu einer Herzfrequenz von 250 bis 300/min im Vorhof, dabei wird jedoch nur jeder zweite oder dritte „Vorhofschlag“ auf die Herzkammern übergeleitet. Die Herzrhythmusstörung macht sich dann durch einen erhöhten Puls, manchmal auch durch einen unregelmäßigen Puls bemerkbar.
Da während des Vorhofflatterns die Herzvorhöfe nicht ausreichend pumpen, können sich in den Herzvorhöfen Blutgerinnsel bilden. Daher besteht bei Vorhofflattern nicht nur das Problem einer erhöhten Herzfrequenz, sondern auch das Risiko, durch Gerinnselbildung in den Herzvorhöfen einen Schlaganfall zu erleiden. Zur Vermeidung dieser Gerinnselbildung wird in der Regel eine medikamentöse Blutverdünnungstherapie (z.B. mit Marcumar neuen oralen Antikoagulanzien) durchgeführt.
Da typisches Vorhofflattern medikamentös oft nur schwer zu beeinflussen, einer Katheterablation jedoch leicht zugänglich ist, stellt die Ablationsbehandlung die Therapie der Wahl dar. Mittels Verödung einer schmalen Muskelbrücke zwischen der Trikuspidalklappe und der Einmündung der unteren Hohlvene in den rechten Vorhof kann die kreisende Erregung beendet und ein Wiederauftreten der Rhythmusstörung verhindert werden. Die Erfolgsrate der Ablation von typischem Vorhofflattern ist mit >95 Prozent hoch. Bei den meisten Patienten, die nur an typischem Vorhofflattern leiden, kann im Verlauf nach der Ablation die Blutverdünnungstherapie wieder reduziert oder beendet werden.
Typisches Vorhofflattern im 3-D Mapping während der Ablation
Atypisches Vorhofflattern im 3-D-Mapping
Bei der Vorhoftachykardie erfolgt die Erregung des Herzens nicht über das normale „Schrittmacherzentrum“ des Herzens, den sogenannten Sinusknoten, sondern die Erregung geht von anderen Arealen des rechten oder linken Vorhofs aus und führt meist zu einem schnellen Puls, was sich als Herzrasen bemerkbar macht. Bei dieser Form von Herzrhythmusstörungen kann zunächst ein medikamentöser Therapieversuch unternommen werden.
Die Vorhoftachykardien können jedoch meist auch gut mittels einer „Verödung“, d.h. einer Katheterablation, behandelt werden. Mit einem Katheter, der über die Leistenvene eingebracht wird, wird der Ursprung der Rhythmusstörung im rechten oder linken Vorhof ermittelt und diese Stelle anschließend verödet.
Fokale atriale Tachykardie im 3D-Mapping
Bei einer AV-Knoten-Reentry-Tachykardie bemerken die betroffenen Patienten ein plötzlich einsetzendes Herzrasen, die Herzfrequenz liegt dann typischerweise bei 150 bis 200 Schlägen pro Minute.
Die Erregung des Herzens entsteht normalerweise im sogenannten Sinusknoten, dem „Schrittmacherzentrum“ des Herzens. Von dort erfolgt die Fortleitung der Erregung über spezielle Leitungsbahnen zu den Herzkammern. Dabei ist der sogenannte AV-Knoten die einzige Verbindung der elektrischen Leitung von den Vorhöfen zu den Herzkammern. Bei Patienten mit einer AVNRT bestehen statt einer einzigen Leitungsbahn in diesem AV-Knoten zwei oder mehrere Leitungsbahnen mit unterschiedlicher Leitungsgeschwindigkeit. Bei einem vorzeitig einfallenden Herzschlag, einem sogenannten Extraschlag oder einer sogenannten Extrasystole, wie sie auch bei herzgesunden Menschen vorkommen, kann dann eine der Leitungsbahnen blockiert, d.h. unerregbar sein, während die andere Bahn die Erregung in die Herzkammern weiterleiten kann. Durch diesen Mechanismus kann es zu einer „kreisenden“ Erregung im AV-Knoten kommen, was zu einer Herzfrequenz von 150 bis 200 Schlägen pro Minute führt und von den Patienten als Herzrasen wahrgenommen wird.
Bei der Ablationsbehandlung einer AV-Knoten-Reentry-Tachykardie wird eine der beiden Leitungsbahnen im AV-Knoten mit dem Ablationskatheter verödet, so dass die Herzrhythmusstörungen anschließend nicht mehr auftreten können. Die Erfolgsrate dieser Behandlung liegt bei über 95 Prozent. An Komplikationen der Behandlung ist eine komplette Leitungsblockade zwischen Vorhöfen und Kammern zu nennen, ein sogenannter kompletter AV-Block, was die Notwendigkeit einer Schrittmacherimplantation beinhaltet. Diese Komplikation ist allerdings mit einer Häufigkeit von <1 Prozent sehr selten.
AV-Knoten Reentry Tachykardie
Die Therapie der Wahl besteht beim WPW-Syndrom in der Ablationsbehandlung der akzessorischen Leitungsbahn. Die akzessorischen Leitungsbahnen können sich sowohl zwischen dem linken Vorhof und der linken Herzkammer als auch zwischen dem rechten Vorhof und der rechten Herzkammer befinden.
Durch einen über die Leistenarterie (bei Lokalisation der akzessorischen Leitungsbahn zwischen dem linkem Vorhof und der linken Herzkammer) oder die Leistenvene (bei Lokalisation der akzessorischen Leitungsbahn zwischen dem rechten Vorhof und der rechten Herzkammer) eingebrachten Katheter wird die akzessorische Leitungsbahn aufgesucht und verödet.
Normalerweise ist dies mit einer hohen Erfolgsrate von über 95 Prozent verbunden. Nur in seltenen Fällen kommt es nach primär erfolgreicher Behandlung zu einem Rezidiv der Rhythmusstörung (<2 Prozent). In seltenen Fällen liegt die akzessorische Leitungsbahn in unmittelbarer Nachbarschaft zum AV-Knoten (d.h. zur normalen elektrischen Verbindung zwischen Herzvorhöfen und -kammern). In diesen Fällen kann als seltene Komplikation der Verödungstherapie eine komplette Leitungsblockade zwischen Vorhöfen und Kammern auftreten, was die Implantation eines Herzschrittmachers nötig macht.
Ablationsbehandlung bei gehäuften ventrikulären Extrasystolen
Bei den ventrikulären Tachykardien unterscheidet man zwei verschiedene Formen: Anhaltende Tachykardien mit Ursprung in den Herzkammern, die als Folge einer anderen Herzerkrankung (koronare Herzerkrankung, Kardiomyopathien etc.) auftreten und Tachykardien mit Ursprung in den Herzkammern, die ohne Vorliegen einer strukturellen Herzerkankung auftreten, sogenannte idiopathische ventrikuläre Tachykardien. Während erstere eine lebensbedrohliche Rhythmusstörung mit der Gefahr des plötzlichen Herztodes darstellen, können die sogenannten idiopathischen ventrikulären Tachykardien als benigne Rhythmusstörung eingeordnet werden. Um jedoch unterschieden zu können, um welche Form von ventrikulären Tachykardien es sich im Einzelfall handelt, ist eine umfassende kardiologische Abklärung mit Einbeziehung weiterer Untersuchungen, wie z.B. Ultraschalluntersuchungen, Kardio-MRT, Herzkatheteruntersuchung etc., nötig. Bei malignen ventrikulären Tachykardien mit der Gefahr des plötzlichen Herztodes ist dann in erster Linie die Implantation eines Cardioverter-Defibrillators (ICD) erforderlich, während die benignen ventrikulären Herzrhythmusstörungen durch eine Kathererablation behandelbar sind. In diesen Fällen kann durch eine elektrophysiologische Untersuchung der Ursprung dieser Tachykardien in der Herzkammer lokalisiert und mit dem Ablationskatheter verödet werden.
Bei schwer kranken Patienten mit langanhaltenden ventrikulären Rhythmusstörungen besteht die Möglichkeit der Ablationsbehandlung unter zu Hilfenahme einer speziellen Herz-Lungen-Maschine (ECMO).
Ablation bei ventrikulären Tachykardien
Herzschrittmacher- und Defibrillator-Therapie
Bei bestimmten Herzrhythmusstörungen kann die Implantation eines Herzschrittmachers oder Defibrillators eine sinnvolle Therapieoption sein. Eine Implantation eines solchen Gerätes erfolgt üblicherweise nur noch in lokaler Betäubung über einen kleinen Schnitt im Bereich des Schlüsselbeines. Neuere Geräte können sogar vollkommen über die Leiste implantiert werden. Wir verfügen ein modernes, 2018 vollständig erneuertes, multifunktionales Herzkatheterlabor mit OP-Standard und einer speziell für Schrittmachereingriffe optimierten Durchleuchtungsanlage. Neben der stationären Implantation ist in vielen Fällen auch eine ambulante Implantation bzw. ein ambulanter Aggregat-Wechsel möglich. Wir besprechen ausführlich im Rahmen der Rhythmusambulanz mit Ihnen, welcher Eingriff für den Patienten individuell am sinnvollsten ist.
Herzschrittmacher werden notwendig bei Schwindel oder Bewusstlosigkeits-Zuständen in Folge eines zu langsamen Herzschlages oder kurz anhaltendem Herzstillstand. Der Herzschrittmacher in seiner einfachsten Form gehört zu den ältesten elektronischen Geräten der Medizin. Seit der Implantation des ersten tragbaren Herzschrittmachers im Jahr 1957 wurde die Technik stetig weiterentwickelt und stellt heute einen Routineeingriff in örtlicher Betäubung dar. Aktuelle Schrittmacher haben darüber hinaus weitere Funktionen und Einsatzbereiche wie das Aufzeichnen von Herzrhythmusstörungen und die Überbrückung von Leitungsstörungen zwischen Vorhof und Kammer. Darüber hinaus passen verschiede Sensoren die Pulsfrequenz des Schrittmachers an die Körperaktivität des Patienten an (frequenzadaptiver Schrittmacher).
Die wichtigste Entwicklung der letzten Jahre war die Entwicklung Kernspintomographie kompatibler MRT-Schrittmacher. Hierdurch können auch bei Schrittmacher-Patienten wichtige MRT-Untersuchungen, z.B. bei Wirbelsäulenerkrankungen, durchgeführt werden. In unserer Abteilung stehen alle am Markt erhältlichen Ein-, Zwei- und Dreikammersysteme zur Verfügung. Jeder Patient erhält das für seine Herzrhythmusstörung optimal geeignete Gerät nach den Leitlinien der deutschen und internationalen Fachgesellschaften.
Implantierbare Defibrillatoren (ICD) stellen den wichtigsten Pfeiler in der Behandlung lebensbedrohlicher Herzrhythmusstörungen dar. Durch die technische Weiterentwicklung der Geräte auf der Basis neuer Studienergebnisse bieten diese Geräte einen sicheren Schutz für Patienten mit Herzschwäche oder ventrikulären Herzrhythmusstörungen.
Die Aufgabe des ICD ist es, den Herzrhythmus ständig zu überwachen und bei Auftreten einer gefährlichen Rhythmusstörung diese durch eine Therapieabgabe zu beenden. Moderne Geräte verfügen über verschiedene Arten von ICD-Therapien. Hierzu gehört die etwas schonendere antitachykarde Stimultion sowie die Kardioversion. Mittlerweile ist in jedem ICD ein Herzschrittmacher integriert, so dass gleichzeitig auch langsame Rhythmusstörungen behandelt werden können. Das Gerät wird wie ein normaler Herzschrittmacher im Bereich des Schlüsselbeines eingesetzt.
Neben den Defibrillator-Systemen, deren Sonden über die Vene am Schlüsselbein zum Herzen vorgebracht werden, gibt es seit einigen Jahren ein subkutanes ICD-System (S-ICD). Dieses kann bei speziellen Krankheitsbildern eingesetzt werden, bei denen es zu gefährlichen, schnellen Herzrhythmusstörungen kommen kann. Das System ist weltweit das erste und einzige, welches vollständig subkutan (nur unter der Haut im Fettgewebe) positioniert wird. Es gibt keine Leitungen (Elektroden) im oder am Herzen. Die Schock-Elektrode wird bei dem neuen System parallel zum Brustbein eingebracht und das Aggregat an der linken Brustkorbwand unter die Haut gesetzt. Der Eingriff ist mit einem niedrigen Risiko behaftet. Wie auch bei den herkömmlichen ICD-Systemen wird über die Elektrode der Herzrhythmus abgelesen und bei lebensbedrohlichen Rhythmusstörungen ein Elektroschock abgegeben. Allerdings kann der S-ICD nur für kurze Zeit nach einem Schock elektrische Impulse wie ein Herzschrittmacher abgeben, so dass er bei Patienten mit einem zu langsamen Puls oder häufigen ventrikulären Tachykardien nicht eingesetzt werden kann.
Der Vorteil einer Sonde, die nicht mehr ins Herz eingebracht werden muss, sind vor allem ein geringeres Infektionsrisiko und weniger mechanische Beanspruchung der Sonde, was im schlimmsten Fall zu einem Sondenbruch und damit zur Fehlfunktion des ICDs führen kann.
Im Laufe der letzten Jahre hat sich die Therapie im Bereich der Herzschrittmacher durch die Verfügbarkeit einer HIS-Bundle-Sonde und entsprechender Implantations-Tools wegweisend weiterentwickelt. Es ist mit dem modernen System möglich, eine Sonde am Leitungssystem des Patienten direkt zu platzieren und damit so physiologisch wie möglich eine Herzerregung hervorzurufen. Hiermit wird die Entwicklung einer Herzschwäche durch das Schrittmachersystem weitegehend vermieden.
Im Rahmen der europaweiten Einführung des Systems können wir Ihnen als eines der ersten europäischen Zentren dieses moderne und schonende Verfahren anbieten.
Weitere Schwerpunkte
Eine schwere Herzschwäche kann sich aufgrund verschiedener Ursachen entwickeln. Neben der Durchblutungsstörung am Herzen auf dem Boden einer koronaren Herzerkrankung, gibt es auch eine Reihe an anderen angeborenen oder erworbenen Erkrankungen. Wir bieten Ihnen an unserem Zentrum eine breite Expertise der schweren Herzschwäche.
Die Diagnostik kann ambulant oder stationär mittels modernster bildgebender Verfahren eingeleitet werden. Daneben gibt es breite Überschneidungspunkte mit unserem Zentrum für seltene Erkrankungen. Neben der klassischen medikamentösen Therapie bieten wir alle interventionellen Therapieverfahren an.
Neben der Überprüfung weiterer interventioneller Optionen bei Durchblutungsstörungen des Herzens oder Vitien, bestehen die Optionen von der prophylaktischen Implantation eines Defibrillators über die Ablation von Vorhofflimmern bis hin zur kardialen Resynchronisation am Klinikum rechts der Isar.
In enger Kooperation mit den Kollegen der herzchirurgischen Klinik am deutschen Herzzentrum München bieten wir Ihnen die ausführliche Abklärung der Option eines implantierbaren kardialen Unterstützungssystems an.
Kontakt zur Herzinsuffizienz-Ambulanz
Patienten-Telefon 089 4140 2650
Die Diagnostik und Betreuung von Menschen mit seltenen kardialen Erkrankungen erfordern eine enge interdisziplinäre und multiprofessionelle Zusammenarbeit der vorhandenen Fachdisziplinen, was sowohl die klinische Arbeit als auch Forschung, Lehre, Weiter- und Fortbildung betrifft.
Auf Initiative des Bundesgesundheitsministeriums wurde mit dem Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) und dem ACHSE e. V. (Allianz Chronischer Seltener Erkrankungen), einem Dachverband von Selbsthilfeorganisationen aus dem Bereich Seltener Erkrankungen, das Nationale Aktionsbündnis für Menschen mit Seltenen Erkrankungen (NAMSE) gegründet. Es besteht inzwischen aus 28 Bündnispartnern (Spitzen- und Dachverbände der wesentlichen Akteure im Gesundheitswesen). Im Rahmen dieser Initiative wurde ein sog. B-Zentrum für seltene Erkrankungen an unserer Klinik gegründet und in ein übergeordnetes Kooperationsmodell (Deutschlandweites Netzwerk) integriert.
In dieser Spezialambulanz bieten wir die Diagnostik, Beratung und Behandlung von Patienten bzw. Familien mit einem angeborenen Arrhythmiesyndrom an. Darüber hinaus besteht der Schwerpunkt in enger Zusammenarbeit mit dem Lehrstuhl für regenerative Medizin kardiovaskulärer Erkrankungen. Hierdurch soll durch Bündelung der Patienten mit diesen seltenen Erkrankungen und deren Erforschung eine weitere Verbesserung von Diagnostik und Therapien erfolgen.
Leistungsspektrum
Wir bieten Patienten mit überlebtem plötzlichem Herztod oder auch Familienangehörigen von Patienten mit plötzlichem Herztod die Diagnostik, Differentialdiagnostik, Beratung und Behandlung von angeborenen Arrhythmien an. Daneben stehen wir für Patienten mit bereits diagnostizierter familiärer kardialer Erkrankung die kardiologische Behandlung an. Neben der genetischen Beratung nach Gen-Diagnostik-Gesetz stehen die aktuellen wissenschaftlichen Erkenntnisse zur Diagnostik und Behandlung zur Verfügung.
In Zusammenarbeit mit den Kollegen der Kinderkardiologie am Deutschen Herzzentrum München behandeln wir Patienten aller Altersgruppen. Wir verfügen vor Ort über das gesamte Untersuchung- und Therapiespektrum für Patienten mit einem Arrhythmiesyndrom, einschließlich der invasiven Elektrophysiologie, der Radiologie, der Neurologie sowie falls erforderlich zusätzlichen Fachdisziplinen.
Die häufig lebenslange weitere Betreuung nach Diagnosestellung erfolgt – insbesondere bei weiter entfernten Wohnorten - in enger Kooperation zusammen mit den Hausärzten, Kinderärzten sowie den niedergelassenen Kardiologen.
Zu den häufigsten Erkrankungen in unserer Ambulanz zählen:
- Long QT-Syndrom
- Short QT-Syndrom
- Brugada-Syndrom
- Katecholaminerge polymorphe ventrikuläre Tachykardie (CPVT)
- familiäre Kardiomyopathien (z.B. dilatativ oder hypertroph)
- Arrhythmogene rechtsventrikuläre Kardiomyopathie (ARVC)
- familiärer plötzlicher Herztod
- idiopathisches Kammerflimmern
- Herzbeteiligung bei neuromuskulären Erkrankungen
Kontakt zum Zentrum für seltene arrhythmogene Erkrankungen
Patienten-Telefon 089 4140 2650
Arzt-Telefon 089 4140 8187
Telefax 089 4140 900 8187
arrhythmien.raritum@mri.tum.de(link sends e-mail)
In den letzten Jahren hat sich die Qualifizierung im Bereich der Rhythmologie grundlegend weiterentwickelt. Die Deutsche Gesellschaft für Kardiologie (DGK) hat ein Curriculum zur Erlangung einer Zusatzqualifikation „Spezielle Rhythmologie“ vorgelegt, um besondere Kenntnisse, Erfahrungen und Fertigkeiten anzuerkennen. Das Ausbildungsprogramm lehnt sich an die Anforderungen der European Heart Rhythm Association (EHRA) an.
Seit 2018 ist der Fachbereich Rhythmologie vollumfassend als Ausbildungszentrum der Deutschen Gesellschaft für Kardiologie zertifiziert. Neben der deutschen Qualifikation führen wir auch die Zertifizierung der European Heart Rhythm Association (EHRA) im Bereich invasiven Elektrophysiologie und implantierbare Aggregate.
Neben dem Erwerb der Zusatzqualifikation „Spezielle Rhythmologie“ (24 Monate) können auch die Blöcke „Invasive Elektrophysiologie“ bzw. „Aktive Herzrhythmusimplantate“ separat erworben werden (jeweils 15 Monate). Die Erteilung des Zertifikats setzt die Anerkennung als „Arzt für Innere Medizin und Kardiologie“ voraus.
Im Rahmen der Ausbildung werden theoretische und praktische Inhalte des Programms durchlaufen.